«Die wichtigste Voraussetzung für Innovationen ist der Aufbau und die Pflege einer echten Innovationskultur»

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Im Porträt: Hanspeter Rosenberg, ehemaliger Stiftungsrat.

Hanspeter Rosenberg trat dem SWEX Stiftungsrat im Jahre 2016 bei. Seine Hauptaufgabe war die Gestaltung und Umsetzung der Partnerschaft mit genisuisse. In vielen Arbeitssitzungen und Workshops wurden die Wünsche und Erwartungen der beiden Partner definiert, der Swiss Excellence Produkt Award im Sinne dieser Partnerschaft neu gestaltet und schliesslich im Herbst 2021 erstmals nach dem neuen Format im Technopark Winterthur erfolgreich durchgeführt. Wir sprachen mit Hanspeter Rosenberg über seine Motivation, die Bedeutung von Innovationen für den Werkplatz Schweiz und die hohe Kunst der Innovationsfähigkeit.

Wieso haben Sie sich für die Swiss Excellence Stiftung eingesetzt?

Die Stiftung steht für den Innovations- und Technologiestandort Schweiz und fördert aktiv das Verständnis für das Unternehmertum und die Bedeutung des Werkplatzes Schweiz. Das sind zentrale Werte, die die Schweiz zu einem der erfolgreichsten Länder der Welt gemacht und uns einen beneidenswerten Wohlstand ermöglicht haben. Dieser Wohlstand ist nicht selbstverständlich, und er ist schon gar nicht für alle Zukunft garantiert. Er muss immer wieder erkämpft und erneuert werden und die freiwillige und unbezahlte Arbeit für eine Organisation wie die Swiss Excellence Stiftung sind eine Möglichkeit, sich für diese Anliegen einzusetzen.

Wieso sind Innovationen für Schweizer Unternehmen so wichtig?

Die Schweiz ist ein teurer Standort mit hohen Produktionskosten, der im internationalen Konkurrenzkampf nur durch ausserordentliche Bemühungen in den Bereichen Innovation, Qualität, Kundenorientierung und Gesamteffizienz kompensiert werden kann. Nicht nur grosse Schweizer Unternehmen, sondern gerade auch viele KMU haben sich dank kontinuierlicher Innovation eine hervorragende Marktposition gesichert und verteidigen diese erfolgreich gegen die zunehmende Konkurrenz in einem globalisierten Marktumfeld.   

Was sind die Voraussetzungen, dass in einem Unternehmen Innovationen entstehen? Wie können Innovationen in einem Unternehmen gefördert werden?

Die wichtigste Voraussetzung für eine systematische und nachhaltige Förderung von Innovationen ist der Aufbau und die Pflege einer echten Innovationskultur, bei welcher Innovation und der zughörige Wille zur kontinuierlichen Verbesserung aller Produkte und Prozesse als integraler Teil der Unternehmenskultur und der unternehmerischen Tätigkeit verstanden und auf allen Ebenen und unter der Beteiligung aller Mitarbeitenden gelebt und verstanden wird. Dazu gehören insbesondere die Förderung von Kreativität in interdisziplinären Teams, das Vermeiden von Denkverboten und das Zulassen von Fehlern als wichtige Erfolgsfaktoren.  

Wie beeinflusst Führung Innovation?

Der Aufbau einer nachhaltigen Innovationskultur ist eine zentrale und strategische Führungsaufgabe und kann nicht an eine subalterne Stelle oder einen Projektleiter delegiert werden. Dabei spielt die Vorbildfunktion eine überragende Rolle: der CEO des Unternehmens muss durch sein Engagement und seine Taten zeigen, dass er Innovation als eine der zentralen Erfolgsfaktoren seines Unternehmens versteht und bereit ist, das dazu geeignete Umfeld zu schaffen und die dazu notwendigen Investitionen nachhaltig zu tätigen.

Sie sind Unternehmensberater und Coach. Wie unterstützen Sie KMUs darin, Innovationen zu entwickeln und auf den Markt zu bringen?

Nachhaltige Innovation ist für die KMUs besonders anspruchsvoll, da diese meist neben dem operativen Tagesgeschäft und oft ohne zusätzliche Ressourcen bewältigt werden muss. Hier spielen Effizienz, Agilität, pragmatische Vorgehen und die Nutzung von Forschungswissen und die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen eine grosse Rolle. In meiner Beratungs- und Coachingtätigkeit zeige ich den KMU, wie sie trotz beschränkter Ressourcen durch einfache und erprobte Prozesse gute Innovationsergebnisse erzielen und durch eine enge Zusammenarbeit mit Hochschulen und Förderprogrammen neuestes Forschungswissen in zukunftsfähige Produkte und Prozesse umwandeln können.  

Was sind die Innovationstreiber am Werkplatz Schweiz?

Die Schweiz ist ein Land ohne Rohstoffe und ist für den Erhalt ihres Wohlstandes auf eine international konkurrenzfähige Exportwirtchat angewiesen. Diese ist in einem hohen Grad von der Innovationskraft der Wirtschaft, nachhaltigen Investitionen in Forschung und Entwicklung und der Verfügbarkeit von qualifizierten Mitarbeitenden abhängig. Die Schweiz verfolgt eine langfristig angelegte Politik zur Finanzierung und Förderung von Forschung und Bildung, verfügt über hervorragende Hochschulen und Forschungsinstitute und stellt der Wirtschaft eine gut ausgebaute Infrastruktur zur Verfügung. Es ist bezeichnend, dass viele international tätige Unternehmen die Schweiz als wichtigen Forschungsstandort ausgewählt haben.

Was macht ein wirklich innovatives Produkt aus?

Ein wirklich innovatives Produkt (oder eine entsprechende Dienstleistung) zeichnet sich durch eine oder mehrere der folgenden Eigenschaften aus:

  • Es gibt dem Kunden bei vergleichbarem Aufwand deutlich bessere Produkteigenschaften oder Nutzungsvorteile.
  • Es befriedigt einen Kundenwunsch, der bisher nicht oder nur ungenügend befriedigt werden konnte.
  • Es erfüllt ein Kundenbedürfnis, das bisher überhaupt nicht als solches erkannt wurde.
  • Es revolutioniert einen ganzen Wirtschaftsbereich durch die Anwendung von bisher unbekannten Technologien und/oder disruptiven Geschäftsmodellen.

Man kann auch sagen:

  • Innovationsfähigkeit ist die Kunst, Ideen und Wissen in Produkte und Dienstleistungen umzuformen und gewinnbringend im Markt zu positionieren.
  • Innovation ist jede systematische und erfolgreiche Veränderung, die zu besseren Produkteigenschaften oder tieferen Kosten oder einer Kombination der beiden führt.

Hanspeter Rosenberg, Dipl. Ing. ETH
Nach seinem Studium als Dipl. Ing. ETH (Maschinenbau und Betriebswissenschaften) und einer Management Weiterbildung in den USA (AMA) war Hanspeter Rosenberg während mehr als 20 Jahren in verschiedenen Führungsfunktionen in mittleren und grossen Industrieunternehmen tätig, mit langjährigen Auslandaufenthalten in Europa, USA und Asien. Seit 20 Jahren ist er selbständiger Unternehmer und Berater von industriellen KMU mit den Schwerpunkten Unternehmensentwicklung, Innovation und Technologiemanagement. Als Genisuisse Coach begleitet er regelmässig Schweizer Startup-Unternehmen und ist in verschiedenen Verwaltungs- und Stiftungsräten aktiv.

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